rps-pic-01.jpg
pic-02.jpg
pic-03.jpg
pic-04.jpg
HP2.jpg

Rosa-Parks-Schüler besuchen die Synagoge in Gelsenkirchen

 synagoge1a

 

 

 

 

 

 

judith neuwald-tasbach

 

 

 

„Ich appelliere an Sie alle, übernehmen Sie die Verantwortung für Ihr eigenes Handeln: das ist das Geheimnis eines guten Zusammenlebens.“ Diese Bitte gab Judith Neuwald-Tasbach, die Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Gelsenkirchen, den Schülerinnen und Schülern der Religionskurse des 11. Jahrgangs unserer Schule mit auf den Weg, die am 14. Juni die Synagoge ihrer Gemeinde besuchten.

  

Sehr ruhig und sachlich berichtete Frau Neuwald-Tasbach vom Schicksal ihrer Familie. Von 24 Verwandten der väterlichen Seite überlebten nur zwei den Holocaust, nämlich ihr Vater Kurt Neuwald und sein Bruder, die nach der Deportation nach Riga den Massenerschießungen durch die Flucht entgehen konnten. „Was waren das für Menschen, die den ganzen Tag nichts Anderes taten als Frauen und Kinder zu erschießen?“, fragte sich Judith Neuwald-Tasbach. Nach dem Krieg im Verhör entschuldigten sich die Täter damit, dass sie nur auf Befehl gehandelt hätten. Man hätte ihnen doch gesagt, dass sie das tun sollten. Sie gaben die Verantwortung für ihr Verhalten ab.  

 synagoge1

   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rabbiner Chaim Kornblum zeigt den Schülern die Thorarollen im Schrein

 

Kurt Neuwald, vor dem Krieg ein angesehener Bürger Gelsenkirchens, beschloss, in seine Heimatstadt zurückzukehren. Seine Begründung: Hitler hätte sonst nachträglich sein Ziel erreicht, die Stadt "judenrein" zu machen. Er musste erleben, dass dieselben Bürger, die vor dem Krieg vor ihm den Hut zogen, die ihn während des Krieges anspuckten, ihm nun wieder höflich begegneten. Thomas Niegel, ein Schüler der Gruppe, zeigte sich davon besonders beeindruckt: "Ich hätte nicht gedacht, dass wir so viel Persönliches aus dem Leben von Frau Neuwald-Tasbachs Familie erfahren." Die Vorsitzende der Gemeinde betonte zum Abschluss noch einmal: "Ihr seid diejenigen, die anders handeln sollen, die das Leben in unserer Gesellschaft positiv gestalten sollen, indem ihr Verantwortung übernehmt."

 

Ganz neue Eindrücke bekamen die Schülerinnen und Schüler, die alle noch nie in einer Synagoge gewesen waren, anschließend von Rabbiner Chaim Kornblum vermittelt, der ihnen den Gebetsraum zeigte und erklärte.

 

synagoge2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gelebte Vielfalt: christliche und muslimische Jugendliche mit einer kleinen Thorarolle

 

Wenn auch Vieles aus dem Unterricht bekannt war, so war es doch ein besonderes Erlebnis, eine Thorarolle von nahem zu sehen und Antworten auf alle Fragen zu bekommen. "Wo gibt es koschere Lebensmittel?", "Gibt es im Judentum gleichgeschlechtliche Ehen?", "Sind Rabbiner verheiratet?" Chaim Kornblum blieb keine Antwort schuldig und sagte zum Abschluss auf die Frage nach Kontakten zu anderen Religionen: "Es gibt Kontakte sowohl zu Muslimen als auch zu Christen. Und das ist auch ein großes Anliegen." Wie es Frau Neuwald-Tasbach formulierte, die Synagoge ist mitten in der Stadt angekommen und auch in den Herzen der Menschen. Leider muss es noch immer strengere Sicherheitsbestimmungen geben, was die jungen Erwachsenen doch erschreckte.

  

Einige der Schülerinnen und Schüler brachen am nächsten Tag mit Mitschülern aus dem 12. Jahrgang zu einer Fahrt zum ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz in Polen auf. Für sie und auch für alle anderen war es sehr wichtig zu sehen, dass es in Deutschland wieder jüdisches Leben als aktiven Teil unserer Gesellschaft gibt.

 

Text und Bilder: Renate Tellgmann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Webdesign aus Herten: www.designsektor.de